Mirjam Britsch
Buchstaben faszinierten mich schon im Kinderzimmer, als ich ein Set davon in verschieden farbigem Holz vorfand und beim dran Lutschen den bitteren Geschmack erkundete. Beim "Q" fehlte bald das Teilchen unten rechts.
Wir spielten zuhause Schule, die Nachttischchen dienten uns als Pulte. Meine älteste Schwester war die Lehrerin, sie konnte natürlich schon lesen und brachte es uns bei. So lernte ich spielend, im wahrsten Sinn des Wortes, wie Buchstaben zu Wörtern werden und uns einen Zugang zur Welt verschaffen.
Schule, Bildung war bei uns zuhause ein wichtiger Wert und mir hat es immer Spass gemacht, mehr zu wissen und Dinge zu erforschen. Menschen mit Ideen faszinieren mich bis heute. Lesen, Schreiben aber auch die Unterhaltung über Ideen sind die Werkzeuge dazu.
So wählte ich einen akademischen Bildungsweg, studierte Psychologie und einige Jahre auch Ethnologie. Später promovierte ich in Arbeitspsychologie, meinem beruflichen Schwerpunkt als Unternehmensberaterin (Mitgründerin papilio ag in Zürich).
Das Schreiben hat mich immer begleitet und es war mir wichtig, neben meinem Beruf immer wieder etwas Zeit herauszuschinden, um meine Schreibprojekte zu verfolgen. Heute lebe ich im wunderschönen Zug, bin manchmal in Bern, wo ich nach dem Studium länger gewohnt habe, und manchmal im Wallis. Ah und dann wäre da noch New England in den USA (Austauschjahr mit 16), wo es mich immer wieder mal hinzieht. Ich kann meine alten Heimaten wohl einfach nicht sein lassen.
Ich durfte 2020/21 bei der Verweef Vernissage mit einer Lesung mitwirken. Als wir während der Pandemie diese Ausstellung zum zweiten Mal verschieben mussten, haben wir ein digitales Format erprobt.
Digitale Vernissage Verweef
Wenn ich bisher schrieb, versuchte ich mir immer meine Leserinnen und Leser vor Augen zu halten. Mir sind leichte Lesbarkeit und Spannung wichtig. Aber mein Publikum stelle ich mir vor als Mix von Menschen...
- ... die im Wallis aufgewachsen sind, nicht mehr dort leben und hie und da us bizji lengi Zit haben,
- ... gerade neu zugezogen sind und etwas mehr über diese Kultur erfahren möchten,
- ... mehr über ihren Ferienort wissen möchten als dass es hier Raclette und Fendant gibt und man umbrüf sagt.
- ... und nicht zuletzt schreibe ich für die Iheimischu selber, um für sie ein paar Geschichten wieder zu erwecken, die in diesen Fluren stecken.
Als Schriftstellerin sitze ich oft an meinem Schreibtisch und frage mich, wer meine Leser und Leserinnen sind und was sie sich vorstellen und wünschen. Eine Reaktion würde mich freuen.